Liebe, Wissen, Menschen.

Vorträge

Gewaltfrei gegen Besatzung: Gewaltfrei unter Besatzung – Irak, Afghanistan, Palästina

20.-22. März 2009 in Minden

Afghanistan: Krieg beenden, den Weg für Frieden frei machen Dr. Yahya Wardak

Seit sechs Jahren ist die NATO in Afghanistan auf der Jagd nach Al-Qaida und den Taliban, wollte Terror bekämpfen und das Land am Hindukusch befrieden. Den Afghanen wurde hier in Bonn Frieden, Sicherheit und Hilfe versprochen, Stattdessen werden sie immer wieder bombardiert und in weiten Teilen des Landes herrscht der Krieg. Trotz mancher Fortschritte wie z.B. im Bereich der Bildung, verschlechtert sich die Sicherheitslage zunehmend von Jahr zu Jahr. Die Zahl der Selbstmordanschläge in diesem Jahr ist im Vergleich zu 2005 um das 6-fache gestiegen. Von Alexander dem Großen bis zu den Engländern und zuletzt der Sowjetunion, keine Macht in der Geschichte hat es je geschafft, die freiheitsliebenden Menschen am Khyberpass zu unterjochen. Der Krieg der Amerikaner und deren Verbündeten untergräbt die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft zum Aufbau der staatlichen Institutionen und zum Wiederaufbau des Landes. Dr. Erös, der seit über 20 Jahren den Menschen in Afghanistan hilft und über 15 Schulen auch im Osten des Landes gebaut hat, sagt, das Militär solle sich von seinen Schulen möglichst fern halten und nicht näher als 20 Kilometer in Nähe der Schulen kommen. Das Militär gefährde die Schulen und nur lokale Bevölkerung könne Schulen dauerhaft schützen. Der Krieg treibt immer mehr Menschen zu den Taliban. Die Taliban sind im Jahr 2008 stärker als im Jahr 2002. In benachbarten Provinzen Kabuls (Wardak, Loghar und Ghazni) herrschen in der Nacht die Taliban. Die Militärstrategie der NATO in Afghanistan ist gescheitert und hat bisher nicht zu den erhofften Ergebnissen geführt. Wir brauchen dringend einen Strategiewechsel.

Nun zur Bundesrepublik Deutschland

Deutschland gibt pro Jahr 530 Millionen Euro für Militär und nur 100 Millionen Euro für zivilen Wiederaufbau aus. Dieses Missverhältnis muss sich ändern. Im Vergleich zu anderen Geberländern hat die BRD immer noch das beste Ansehen bei den Menschen Afhanistans. Deutschland und auch die internationale Gemeinschaft hat den Süden und Osten des Landes sehr vernachlässigt. Die Hilfe muss gerechter verteilt und auch den benachteiligten Regionen zu Gute kommen. Damit die Unzufriedenheit der Bevölkerung abnimmt und man das Vertrauen der Bevölkerung wiedergewinnt. Das ist das Wichtigste! Ohne Entwicklung keine Sicherheit! Ich fordereunsere Abgeordneten auf, das „Operation Enduring Freedom“-Mandat (OEF) und das Tornado-Mandat nicht mehr zu verlängern und keine Eingreiftruppe “Quick Reaction Force” (QRF) nach Afghanistan zu senden. Die OEF ist gescheitert! Und für die ISAF-Mission zugestimmt werden soll nur unter der Bedingung einer Exit-Strategie zuzustimmen. Die ISAF-Soldaten sollten nicht nur für die eigene Sicherheit sorgen und Schauprojekte machen, sondern sich bei der Ausbildung der afghanischen Polizei und Militär engagieren, damit diese dauerhaft für Recht und Ordnung in ihrem Land sorgen können. HuD 28/200914

Unsere Steuergelder sollten nicht mehr dazu dienen unschuldige Menschen zu töten, sondern das Leben zu retten.

Weitere Vorschläge

  • Gespräche und Friedenskonferenz mit allen Konfliktparteien einberufen
  •  Einstellung der Unterstützung von Warlords und Drogen-Baronen und deren Absetzung aus den verantwortungsvollen Posten in Afghanistan
  •  “There is no Peace without Justice” (Gandhi)
  •  Unterstützung der altbewährten und in Afghanistan verankerten traditionellen Strukturen wie z.B. Jirgah und demokratischen Kräften
  • Wie im Irak-Krieg, bei den nächsten Bundestagswahlen, Kriegsbeteiligung in Afghanistan zum Wahlthema zu machen Stop Talking, Start Doing!

Ziele:

  1. Den Krieg beenden Den Weg für Frieden und nachhaltige Entwicklung frei machen
  2. Afghanischer Staat (mit UNO und ISAF) soll für Sicherheit und Entwicklung Verantwortung übernehmen Deutsche Soldaten unversehrt zurückholen

Erste Schritte

• Gründung einer AG-Afghanistan

• Verschiedene Vorschläge/Konzepte (wie z.B. Buro, Hörstel, VENRO, Knittel, Wardak, Sahlmann, …) zusammentragen und nach Gesprächen daraus einen Friedensplan entwickeln

• Kontakt mit ähnlichen Gruppen in Europa herstellen und gemeinsam einen europäische Alternativ-Plan zu Afghanistan entwickeln

• Druck auf die Regierungen in einzelnen europäischen Ländern ausüben.

Dr. Yahya Wardak ist Vorsitzender des Afghanistan Information Center e.V.

Erschienen in: GewaltfreigegenBesatzung Irak – Afghanistan – Palästina. Beiträge zur BSV-Jahrestagung 2009, Nr. 28 / Oktober 2009 ISSN 1439-2011

Link: https://www.soziale-verteidigung.de/fileadmin/dokumente/is-pa-ir/HuDNr.28final.pdf