Das alte Ehepaar und die leeren Flaschen

Ich verlasse früh morgens das Haus und befinde mich auf dem Weg zur Straßenbahn. Da dringt ein quietschendes Geräusch an meine Ohren. In diesem Augenblick erscheinen ein alte Frau und ein greiser Mann und ziehen einen großen Einkaufswagen hinter sich her. Dieses alte Paar hält an drei großen Containern neben der Haltestelle und ein Klirren beginnt. Sie nehmen Flaschen aus dem Wagen und werfen sie jeweils mal in einen, mal in den anderen Container. Auf die Feme jedoch erscheinen alle Container gleich.

Heute ist alles in ein weißes Gewand gehüllt. Ein weißer Weg, weiße Bäume, weiß gedeckte Häuser und es ist sehr kalt.

Ich frage mich, warum diese Menschen an diesem kalten morgen ihre warme Wohnung verlassen haben und die leeren Flaschen mit soviel Sorgfalt mal in einen, mal in den anderen Container werfen?! Warum werfen sie nicht einfach alle Flaschen in einen Container?

In diesem Augenblick kommt meine Bahn, ich steige zu und das alte Ehepaar gerät aus meinen Augen und aus dem Sinn.

Auf der Arbeit möchte ich eine Zeitung kaufen, in unserer Kantine ist wie immer viel los. Vor mir befindet sich in einer langen Schlange ein Mann, der nach fünf Minuten Wartezeit nur eine leere Flasche zurückgibt und dafür 25 Cent erhält.

Heute sehe ich auch in der Zeitung Abbildungen von Flaschen und einen Artikel, in dem die regierende Grüne Partei und die oppositionellen Christdemokraten sich über Dosen- und Flaschenpfand streiten.

Während ich mich abends auf dem Weg von der Arbeit befinde, bemerke ich erneut jene Container und bewege mich auf sie zu. Als ich mich ihnen nähere, sehe ich, dass sich auf jedem der Container ein Schild befindet:

Auf einem lese ich „nur Braunglas”, auf dem anderen „nur Weißglas”, auf dem dritten „nur Grünglas”.

Letztendlich bekomme ich eine Antwort auf meine Frage von heute morgen. Doch auf dem Nachhauseweg beschäftigt mich folgender Gedanke:

Wenn man in Afghanistan oder auch in einem anderen Land Container zum Sammeln von unterschiedlichen Sachen aufstellte,würden die Menschen sich auch die Mühe geben, diese unterschiedlichen Dinge in jeweils bestimmte Container zu werfen?Dr. Yahya Wardak, Bonn, 7.3.2004,