„Der Staat gab mir kein Asyl, Asyl gaben mir aber die Menschen“
Am 13. März 2019 fand im Rahmen des Studium generale der Bucerius Law School ein Gespräch statt, in dem Dr. Yahya Wardak, der 1992 als Asylsuchender aus Afghanistan nach Deutschland kam, von seinem Lebensweg berichtete.
Die Veranstaltung begann mit einer kurzen Einführung durch Prof. Dr. Hoffmann-Riem, in der er den Zweck der Veranstaltung darstellte, nämlich Studierenden die Möglichkeit zu einem offenen und zwanglosen Diskurs aus Anlass der Lebensgeschichte einer bemerkenswerten Persönlichkeit zu geben. Anschließend wurde Wardak von dem Moderator der Veranstaltung, Nicolas Straub, Student im Jahrgang 2017, vorgestellt.
Wardak wuchs in Afghanistan als Sohn eines Finanzbeamten auf und sah sich viel mit der Armut seiner Mitmenschen konfrontiert. Schon da beschloss er, dass er später Arzt werden wollte. Nach dem Studium der Medizin in der heutigen Slowakei kam er vor fast 30 Jahren nach Hamburg und beantragte ob der politischen Lage in Afghanistan Asyl.
Aus der Zeit seiner Duldung berichtete er, dass ihm nicht erlaubt war, in Deutschland als Arzt zu arbeiten. Eine Anerkennung seiner Berufsausbildung blieb ihm, genau wie eine Tätigkeit als ambulanter Krankenpfleger, verwehrt, stattdessen wurde ihm später angeboten, als Reinigungskraft zu arbeiten. Als er sich kurzerhand selbst um eine Arbeit bemühte und von der Universität Heidelberg zu einer Weiterbildung für Tropenmedizin und öffentliche Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern eingeladen wurde, war ihm die dafür erforderliche Reise nach Berlin mit der Begründung nicht erlaubt, dass die Duldung nicht den Sinn habe, dass er sich weiterbilde. Diese Schilderung seiner Lebensgeschichte und auch der Depression und Niedergeschlagenheit, die ihn in diesen Jahren einholte, bewegte die anwesenden Studierenden sichtbar.
Nachdem Wardak in Deutschland Fuß fassen konnte, war es „mit dem weißen Kittel vorbei“. Er engagierte sich in verschiedenen Projekten. Zum einen förderte und überwachte er den Bau einer Klinik in Afghanistan, die heute etwa 40 Patienten am Tag behandeln kann. Darüber hinaus hat er, nachdem er eine medizinische Fakultät in Afghanistan besuchte und über die Zustände des Lehrmaterials erschüttert war, begonnen, Lehrbücher von ansässigen Dozenten verfassen zu lassen, und sie den afghanischen Universitäten und Studierenden zur Verfügung zu stellen. In den letzten sieben Jahren sind auf diese Weise mehr als 280 Lehrbücher in den Fundus aufgenommen worden.
Auf die Frage: „Was ist wichtig?“ antwortet Wardak mit einer Aufzählung. Wichtig seien in seinem Leben insbesondere „das Verlangen nach Liebe, das Streben nach Wissen und das unerträgliche Mitgefühl für das Leiden der Menschen in Afghanistan“ gewesen.
Im Anschluss an das Gespräch gab es die Möglichkeit, sich bei Häppchen über den Vortrag auszutauschen und dem Referenten und einer seiner Schwestern, die neben seinem kleinen Sohn auch anwesend waren, weitere Fragen über ihren Lebensweg zu stellen.
Weitere Informationen über Dr. Yahya Wardak sind auf seiner Internetseite www.wardak.de einsehbar. Autor: Martina Block (Studentin)